Entschleunigung

Barbara Mendonca | Alina Aykhaylova

Der Entwurf beschäftigt sich mit der Aufgabe, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen dem hektischen Rhythmus des Alltags entfliehen können. In unserer heutigen Zeit sind wir ständig damit beschäftigt, Wege zu verkürzen, Prozesse zu optimieren und uns von einem Ort zum nächsten zu hetzen. Dabei leben wir in einem durchgehenden Stresszustand. In unserem Rückzugsort möchten wir diesem hektischen Treiben entgegenwirken und einen Ort schaffen, an dem Menschen sich dieses Zustands bewusst werden können und aus diesem Tempo aussteigen können. Unser Fokus liegt nicht länger auf Effektivität und Produktivität, sondern auf dem bewussten Erleben des gegenwärtigen Moments durch Bewegung.

Die Wege und Flure werden nicht als Hindernisse gesehen, die es zu überwinden gilt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Stattdessen sind sie autarke Räume, die eine eigene Stellung im Gebäude haben. Inspiriert von Orten wie der Hasenbersteige möchten wir, dass diese Räume, die üblicherweise als Erschließung fungieren und somit als Übergangsräume verstanden werden, in der Refugium-Architektur als Orte des Rückzugs erlebbar werden.

Durch gezielte Gestaltungselemente wie Lichtöffnungen, Veränderungen in Materialität, Höhe und Breite der Flure sowie die Überwindung der Topographie über Rampen und Treppen möchten wir das Tempo des hektischen Alltags verlangsamen und einen neuen Rhythmus ermöglichen. Dieser Prozess der Entschleunigung wird nicht nur durch Flure und Wege, sondern auch durch den Knotenpunkt als Verknüpfung der Räume miteinander ermöglicht. Die Übergänge zu anderen Räumen sind nicht thermisch abgetrennt, sondern fungieren als Portale, die die Besucher/innen beim Durchqueren des Gebäudes von einem Raum zum nächsten führen. Besonders im Flur, der die Zellen erschließt, wird die Idee verwirklicht, dass man in die Wand eintaucht und Teil dieses Weges wird. Die portalartigen Türen der Zellen verstärken den Übergang zwischen Innen- und Außenraum. Man durchquert eine Schwelle, sowohl räumlich als auch sinnlich. Betritt man den Raum der Zelle, steht man in einer vergleichsweise dunklen Situation. Der nutzbare Raum befindet sich im tieferen Bereich. Ein Oberlicht inszeniert die Treppensituation, während ein Fenster rechts vom Tisch einen gezielten Ausblick ermöglicht.

Im Mittelpunkt steht die Bewegung durch das Haus und die dadurch ermöglichte Kontemplation. Die Erschließung ist als endloser Weg gestaltet, sodass sie nicht nur über den zentralen Knotenpunkt miteinander verbunden ist, sondern auch untereinander. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über eine Treppe, die direkt in den Knotenpunkt führt. Dieser ist in seiner Geometrie zu den anderen Volumina verdreht und erzeugt eine Kreisbewegung beim Betreten des Raumes. Von dort aus verteilt man sich im Gebäude.

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