Lokschuppen Pankow

Campus für angewandte Mobilitätsforschung

Masterarbeit Wintersemester 2022 | Luis Röttenbacher, Hannes Nonnenmann

Das Grundstück des ehemaligen Rangierbahnhofes befindet sich zwischen den zwei Berliner Stadtteilen Pankow und Heinersdorf. Das Gebäudeensemble der zwei auf dem Gelände verbliebenen Lokschuppen stellt heute ein Relikt der Eisenbahnarchitektur des 19. und 20. Jahrhunderts dar. Durch die Stilllegung des Rangierbahnhofs im Jahr 1997 und den bis heute andauernden Leerstand befinden sich die denkmalgeschützten Gebäude in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. 

Das Grundstück ist durch die Stadterweiterung mit der Zeit in einen urbanen Kontext gerückt und ermöglicht dadurch eine differenzierte Nutzung. Das Ensemble soll eine angepasste Rolle in der sich verändernden Mobilität und Digitalisierung einnehmen und zu einem Campus für angewandte Mobilitätsforschung im Bereich Schienenver-kehr werden. Für das Grundstück wurde ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept entwickelt, welches das Gelände wieder in den städtebaulichen Kontext einbindet. Gleichermaßen soll die Identität des bestehenden Gebäudeen-sembles erhalten und revitalisiert werden.

Der neu entstehende Campus bildet einen Verkehrsknotenpunkt durch eine direkte Anbindung an verschiedenste Verkehrsmittel und bietet sich durch seine vielfältige Anbindung als Ort für den Wechsel des Transportmittels an. Um sich von den prägnanten geometrischen Kreisformen des Bestandes abzusetzen orientiert sich der Neubau an einem orthogonalen Raster. Dabei werden zwei bauliche Achsen zu strukturierenden Elementen im Gefüge. Diese Achsen werden auf Niveau des 1. Obergeschosses über das Gelände geführt und ermöglichen somit den störungsfreien Betrieb industrieller Prozesse im Erdgeschoss. Die neu gesetzten Baukörper ordnen sich an den be-schriebenen Achsen an und folgen dem orthogonalen Aufbau. In Anlehnung an die bestehenden Lokschuppen sind die neuen Bausteine mit einem massivem Mauerwerkssockel ausgeführt. Die Volumina der Obergeschosse werden durch verschiedene Tragwerke in Stahl und Holz ausgebildet und werden maximal geöffnet.

Entlang der Verkehrsachse ordnen sich die öffentlichen Nutzungen des Campus an. Neben einer Bibliothek, einer Mensa und einer Sporthalle befindet sich dort ein Studentenwohnheim. Das Herzstück des Campus bildet der Prototy-penbau, bestehend aus drei Werkhallen und einer verbindenden Produktionsstraße. Gerahmt wird das Ensemble von den drei Bestandsgebäuden, welche ihrer Bausubstanz und Raumtypologie entsprechende Nutzungen übernehmen.

Die Umnutzung des ehemaligen Rangierbahnhofs in einen Mobilitätscampus erzeugt neue Anforderungen an die bestehenden Gebäude. Vor allem in bautechnischer Hinsicht wäre eine Ertüchtigung unverhältnismäßig, würde man die bestehenden Lokschuppen beispielsweise in Werkhallen transformieren wollen. Die Lokschuppen werden deshalb im Campusgefüge mit Nutzungen belegt, die ihrer Bausubstanz gerecht werden.

Der Rundlokschuppen, welcher durch seine Nähe zum neu entstehenden Quartier »Pankower Tor« einen Auftakt in den Campus bildet, beherbergt künftig eine Messe- und Veranstaltungshalle. Durch möglichst geringe Eingriffe soll ein Raum bereitet werden, der viele verschiedene Veranstaltungsarten zulässt und unterstützt. Dabei jedoch nicht seine Identität und Eigenart verliert. Daher wird auf größere Eingriffe verzichtet. Die Drehscheibe im Zentrum des Rundlokschuppens wird durch ein Untergeschoss ersetzt, von wo aus die gesamte Halle mit Strom und Wasser ver-sorgt wird.

Im Ringlokschuppen werden neben zwei Hörsälen hauptsächlich Lagerflächen und Teststände untergebracht. Die dafür notwendigen Eingriffe werden auf ein Minimum begrenzt und ordnen sich der bestehenden Raumstruktur unter.

Der ehemalige Sozialbau des Rangierbahnhofs wird im Mobilitätscampus die Rolle eines Verwaltungsbaus überneh-men, energetisch saniert, neu strukturiert und um eine Dachterrasse erweitert.

Die Dimension des Geländes und der Bestandsgebäude, sowie deren bauliche Ausstattung ermöglichen eine For-schung im angewandten Bereich der Schienenmobilität.

Die neu entstehenden Werkhallen sollen einen Arbeitsplatz bereiten, der möglichst viele Arten an Projekten um-setzbar macht. Abgeleitet wurde das Nutzungskonzept der Werkhallen vom Bauablauf eines Schnellzugs. Die drei wesentlichen Bauabschnitte des Zugs bilden dabei die drei Baukörper des Werkstatttrakts. Die Aufteilung dieser ermöglicht bauteilspezifische Forschungsarbeit im jeweiligen Teilgebiet.

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