Big Data | Monument Silicon Valley

Ralf Erdei, Johannes Wohlfarth | SS 19

Wir schreiben das Jahr 2019, die Digitalisierung befindet sich in vollen Zügen und wird mittlerweile sogar in der Politik wahrgenommen. Die sogenannten „Big Five“ bestehend aus Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft sind die stärksten börsennotierten Firmen Amerikas, sie gestalten die Zukunft des westlichen Internets. Aus anfänglichen Garagen-Unternehmen sind sie zu den heutigen Tech-Giganten empor gestiegen. Die gesichtslosen Industrieparks der letzten drei Jahrzehnten entsprechen jedoch nicht mehr dem Anspruch dieser Unternehmen und verkörpern sich in den sogenannten „Dot-Com“-Cities.

Es ist ein Verlangen nach einer physischen Manifestation zu spüren, in Form von architektonischem Hochglanz oder auch „open-space“ Konstrukten. In den letzten Jahren haben sich die Stararchitekten in privaten Monumenten verewigt, die von den Mitarbeitern gehuldigt werden. Dieser Drang sich ein Monument zu errichten, symbolisierend für die Errungenschaften des weltberühmten Silicon Valley schlägt erstmals auch Wurzeln in der öffentlichen Meinung, die nach einer touristischen Attraktivität des Valleys verlangt. Der neue „Instagram-Moment“ in San Jose sozusagen. Eine glorifizierende „Landmark“, die weit strahlen soll. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob es tatsächlich eine derartige Attraktion im Sinne eines Denkmal kaiserlicher Vergangenheit bedarf. 

Die Digitalisierung und das damit verbundene Internet stellt eine völlig andere Leistung dar, als ein militärischer Triumphzug. Es ist ein Akt der Verständigung, der Übermittlung von Information - der Vernetzung der Welt. Die offene Struktur des „World Wide Web“ bietet die Möglichkeiten von Aufklärung und ebenso von Verklärung. Dennoch profitiert der Nutzer von der Unabhängigkeit und Pluralität der Plattform. Im Prinzip ein völlig demokratischer Raum, der von seinen Nutzern bestimmt wird. Deshalb sollte der architektonische Ausdruck des digitalen Monuments diese Prinzipien der Digitalisierung entsprechen. Ein Ort der freien Bewegung, Meinung und Unabhängigkeit.

Dieser Raum entsteht ausgerechnet im Silicon Valley, hier beherrschen private Räume das Stadtbild, soziales Leben entsteht fast nur noch in abgeschlossenen Bereichen, wie in den Hauptquartieren der Tech-Konzerne, zu dem durchkreuzen riesige Autobahnnetze das komplette Valley.  An prominenten Stellen der Stadt erheben sich die Knotenpunkte dieses Netzes. Die fluiden Bewegungsabläufe des Highways verkörpern erstaunlich präzise den Gedanken der Optimierung. Die Digitalisierung ist ebenso auf eine Optimierung der Nutzererfahrung getrimmt. In beiden Fällen der Optimierung fehlt jedoch der humanistische Aspekt.

Das Monument soll ein Ort der Menschen werden, ohne Grenzen oder Schranken. Eine Struktur die Distanzen sowohl physisch als auch psychisch verkürzt oder gar aufhebt. Es gilt einen städtischen Raum zu erzeugen, der als Freizeitort und Gegenpol zu den introvertierten privat Monumenten der Tech-Konzerne wirkt.

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