Von Teilung und Einheit  
Geschichten einer Grenze

Masterarbeit WS 19/20 | Theresa Felber

Diese Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der bzw. den Geschichten der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Sie betrachtet diese Grenze als einen Ort, der eine große Entwicklung durchwandert hat: Von der einstigen Demarkationslinie über eine kaum überwindbare Grenze zu einem einzigartigen und vielseitigem Landschaftsraum heute — bekannt als das Grüne Band. 

Die Teilung Deutschlands in die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik erforderte eine 1.378 km lange Demarkationslinie zwischen der Tschechischen Republik und der Lübecker Bucht in der Ostsee. Die DDR riegelte die Grenze zur Bundesrepublik sukzessive ab — angeblich, um sich vor dem sogenannten Klassenfeind zu schützen — und baute sie zu einer Grenzbefestigung aus, die immer drastischere Maßnahmen verfolgte und lebensgefährliche Konsequenzen in Kauf nahm, die tatsächlich jedoch der Vorbeugung und Vereitelung von Republikfluchten dienten. Für den Ausbau der Grenzbefestigungen wurden tausende Menschen zwangsweise ins Landesinnere umgesiedelt und zahlreiche Landwirte enteignet. 

Angesichts dieser künstlich erzeugten Abwesenheit von menschlichem Leben — abgesehen von den Grenztruppen — siedelten sich noch während des Bestehens der DDR hunderte bedrohte Tierund Pflanzenarten im Grenzstreifen an. Dieses Phänomen blieb nicht unentdeckt und als sich die Öffnung der innerdeutschen Grenze wenige Wochen nach dem Fall der Mauer in Berlin abzeichnete, kamen über 400 Naturschützer aus Ost und West erstmals in Hof zusammen, um über diese schützenswerte Lage zu beraten. In diesem Kontext wurde die Idee des Grünen Bandes geboren. Heute stehen über 80% des 50-200 m breiten und 1.378 km langen ehemaligen Grenzstreifens untereiner Form des Schutzes. Der Kolonnenweg, der den Grenztruppen zur Patroullie und der Sicherung der Grenze diente, existiert heute noch zu großen Teilen und ist inzwischen Teil des europäischen Fernwandernetzes und gewinnt im Kontext des Grünen Bandes zusehends an Popularität. Durch die dünne Besiedelung der Grenzregionen, u.a. durch die Zwangsumsiedelungen, fehlt es jedoch an Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. 

Diese Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie man vor diesem gesamten Hintergrund Lösungen anbieten kann, wie die Lücken im Angebot von Übernachtung und Verpflegung geschlossen werden können, ohne dabei den schützenswerten Landschaftsraum zu bedrohen und die Geschichte des Ortes zu vernachlässigen, sondern — im Gegenteil — die Erinnerungskultur zu stärken. Für jedes Jahr des Bestehens der DDR (1949- 89) soll eine Schutzhütte im Landschaftsraum des Grünen Bands errichtet werden. Die Hütten stehen jeweils dort, wo sich eine Geschichte während des Bestehens der DDR zugetragen hat. Sie machen diese Geschichte an dem Ort ihres Geschehens sichtbar, tragen durch ihre architektonische Ausgestaltung ihren Teil zur Erzählung bei und machen sie für den Schutzsuchenden ein Stück weit erfahrbar. Die Häuser gleichen sich ausschließlich im Programm, welches jeweils vier Schlafplätze, einen Gemeinschaftsbereich mit Feuerstelle sowie eine Nasszelle vorsieht.

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