Gioco di Sagome

Noah Brödlin | Cornelius Vohl

Der Entwurf soll das beobachtete Phänomen des Release-Momentes, des Schattenrisses und den venezianischen Kulissen aufzeigen und auf das Schauspiel in Venedig verweisen. Eine von Nostalgie geprägte, wie aus der Zeit gefallene Stadt, die von Besuchern durchströmt und wieder verlassen wird. Das Baugrundstück befindet sich in San Macro am Canale Grande, bei der Kirche San Samuel und dem Palazzo Grassi.
Hier gab es früher ein Freilufttheater, das wieder für die Venezianer entstehen soll. Der Platz erfährt dadurch eine klarere Fassung und eine neue Zonierung. Es entsteht eine Tribüne für das Freilufttheater, die durch ihre Offenheit durchgängig als eine Art Forum zugänglich ist. Sie dient als Treffpunkt und Aufenthaltsort für die Venezianer und die Besucher. Südlich wird die vorhandene Gasse bis zum Canale Grande hin fortgeführt.
Der andere Teil des zweiteiligen Entwurfs ist die Bühne, die nach venezianischer Tradition auf das Wasser ausgelagert ist.


Tribüne:
Es werden die vorhandenen hervorstehenden Bauteile der seitlichen Bestandsfassade des Kirchenbaus zu einer Silhouette zusammengefasst. Es entsteht ein Relief, das wir durch Extrusion methodisch entlang zum Canale Grande ziehen. Die Fassade orientiert sich in ihrem Verlauf an der Tribüne, sowie den Treppen, die nach oben auf die Emporen führen, und bildet gleichzeitig die Geste des sich öffnenden Vorhangs und zieht somit den städtischen Raum ins Innere. Getragen wird die Wand von einer doppelschaligen Gitterkonstruktion, ähnlich dem Bootsbau wird die tragende Gitterstruktur von Hölzern beplankt. Die Treppe ist im Sinne der engen Gassen San Marcos ausgebildet, die Wände sind ebenfalls durch die Methode der extrudierten Silhouetten ausformuliert.
Alle Silhouetten entstammen unserer Sammlung verschiedener Situationen des öffentlichen Raums in San Marco.


Stage:
Die Bühne ist das Face unseres Entwurfs. Sie wird ebenfalls aus einer in San Marco vorgefundenen Silhouette gebildet. Die Zoomstufe unterscheidet sich allerdings von den Silhouetten der Tribüne und nimmt keinen Bezug auf den Kontext, da sie als
mobiles, schwimmendes Element den Standort wechselt und somit in sich abgeschlossen und universell bleibt. Die Beziehung zum Umraum entsteht hier über das leicht spiegelnde
Material. Die Stage hat in ihrer Struktur die Spielfläche zentral gelagert, und wird seitlich
von durch das Tragwerk zonierten Taschen angedient und erschlossen. In Ihrer Körperlichkeit nimmt sie sich zurück und begrenzt nur die Seiten, um einerseits den Blick auf die Fassaden Venedigs dauerhaft und unabhängig der Position zu rahmen und im wahrsten Sinne als Bühnenkulisse zu inszenieren. Der gerahmte Durchblick ist von den Zuschauerrängen sowie von der gegenüberliegenden Seite gegeben.
Die schwimmende Theaterbühne lässt die Tribüne beim Abdocken wie aufgeschnitten zurück und gibt den Blick auf die Konstruktion frei. Sie lässt die Maske fallen und fährt zum nächsten Spielort am Markusplatz, rahmt dabei die weiteren Faces der Gebäude und entblößt die Tribüne, die nun als öffentlicher Forums-Ort und Treffpunkt zurückbleibt.

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