a-symmetrie | ordnung und vielfalt

 Seminar IRGE WS 20/21

„Symmetrie in dem, was man auf einen Blick sieht, gründet auf das, was anders zu machen es keinen Grund gibt; und auch auf die Figur des menschlichen Körpers gegründet, woher es kommt, das man die Symmetrie nur in der Breite und weder in der Höhe noch in der Tiefe will.“ Blaise Pascal

Unsere Erfahrung mit symmetrischen Erscheinungen in der Natur, in der Kunst, in der Wissenschaft, sind vielfältig. Die Symmetrien der Naturgesetze bilden möglicherweise die höchstmögliche Stufe in der Hierarchie naturwissenschaftlichen Wissens. Bereits prähistorische Überlieferungen präsentierten symmetrische Formen in vielfältiger Weise. Vergangene Hochkulturen haben sich in ihrem architektonischen, bildnerischen und auch politischen Gestaltungswillen symmetrisch artikuliert.

Die antike Begriffsbestimmung der Symmetrie beruht, im Gegensatz zu unserem heutigen Sprachgebrauch, der darunter die Übereinstimmung von Elementen auf der linken und rechten Seite versteht, auf dem konstanten Bezug der Glieder untereinander und jedes einzelnen Gliedes zum ganzen Körper. Was die Griechen Symmetrie nannten, bezeichnen wir heute als Proportion.

In einer architektonischen Komposition bedeutet die Symmetrie eine Vorstellung von Ordnung und Einheit. Durch Spiegelung von Elementen entlang einer Achse entsteht ein besonderes Gleichgewicht. Die regelmäßige geometrische Ordnung einer repetitiven Struktur erzeugt jedoch Einförmigkeit und Monotonie. In gruppierten, einander überlagerten und koordinierten Strukturen mit „sekundären“ Symmetrien entsteht im Gegensatz eine Komplexität und Vielfalt, welche dem Betrachter mehr als nur eine Möglichkeit der Interpretation bietet. Verminderung der Symmetrie bedeutet Vermehrung der Vielfalt.

Während Symmetrie in der Abstraktion der Mathematik strengen Regeln unterliegt, schwindet diese Strenge, obwohl dem Prinzip treu,  bei den Lebewesen. „Dem Leben graut vor der genauen Richtigkeit“ Thomas Mann, Zauberberg

Im Seminar werden wir unsere Wahrnehmung auf die Symmetrie und ihren Abweichungen aktivieren und sensibilisieren um durch Analysen zur Erkenntnis und zur Synthese der erfahrenen Regeln zu gelangen.

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