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Gregor Löber | Leon Vohl

"The Parthenon is really only a farmyard over which someone put a roof; colonnades and sculptures were added because there were people in Athens who happened to be working and wanted to express themselves. "

- Pablo Picasso

Picassos provokative Bagatellisierung des griechischen Idealbaus, tut wohl dennoch dem Umstand keinen Abbruch, dass der griechische Idealbau, wohl wie kaum ein anderer Vertreter aus der Architekturgeschichte, als der architektonische Archetyp hervorgeht.

Dieser Tatsache folgend wird hier der Parthenon, als positives Vorurteil, zum gestalterischen Ausgangspunkt eines zeitgenössischen Museums. Neben strukturellen, morphologischen Gesichtspunkten, verstärkt mittels thematischen und inhaltlichen Zitaten, Metaphern und Fragestellungen. Der Transfer verhandelt gezielt Überzeichnungen, Interpretationsspielräume und Übersetzungsfehler. Wie sie seither des architektonischen Praxis und Theorie immanent sind - Stichwort Polychromiestreit.

Das Faszinosum des "Klassischen" in der Architektur wird hier spielerisch ernstgenommen. Starke Referenzialität trifft auf radikale Aktualisierung. Der antike Dreiklang von Firmitas (Festigkeit), Utilitas (Nützlichkeit) und Venustas (Anmut) wird instrumentalisiert und gleichzeitig aus den Angeln gehoben. Der technoide Anmut des Hauses rührt daher, dass infrastrukturelle und programmatische Bedingungen weitgehend autonom funktionieren. Aber über die funktionale Automatisierung hinaus wird hier im Wesentlichen am Fundament jener Firmitas gerüttelt.

Der griechische Tempel als Vorbild, als Inbegriff statischer, immobiler, in Stein gehauener Architektur wird aus dem Gleichgewicht gebracht. Ein Maschinentrakt setzt eine kontinuierliche, unerschöpfliche und momentane Raumproduktion frei. Eine Art Perpetuum mobile, welche das ganze Haus unmerklich einer ständigen Variation aussetzt. Diese subtile Dynamik bestimmt raumbildend das kuratorische Konzept und die Raumerfahrung im musealen Kontext. 

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