ORDNUNG | ORDER | ORDRE

Entwurf IRGE SS 19

„Die Formgebung der Tempel beruht auf Symmetrie ... Diese aber wird von der Proportion erzeugt, welche die Griechen Analogia nennen. Proportion liegt vor, wenn den Gliedern am ganzen Bau und dem Gesamtbau ein berechneter Teil, modulus, als gemeinsames Grundmaß zu Grunde gelegt ist. Aus ihr ergibt sich das System der Symmetrien. Denn kein Tempel kann ohne Symmetrie und Proportion eine vernünftige Formgebung haben, wenn seine Glieder nicht in einem bestimmten Verhältnis zu einander stehen, wie die Glieder eines wohlgeformten Menschen.“

De architectura libri decem, Vitruv, um 30 v. Chr. – Zehn Bücher über Architektur. Hg. v. C. Fensterbusch, Darmstadt 1964

Seit den Anfängen der Baukunst setzen sich Baumeister, Theoretiker und Architekten mit Ordnungsprinzipien in Texten, visionären Planungen und konkreten Bauten auseinander. Einige dieser Systeme, wie die „klassischen Ordnungen“, werden über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart immer wieder aufgegriffen, transformiert, in Frage gestellt und erweitert. Andere sind mit einer bestimmten Zeit verbunden oder eng mit dem jeweiligen Autor des Regelwerks verknüpft. Nachdem im vorherigen Semester bereits in einem Seminar das Phänomen der Ordnung in Kultur, Kunst und Architektur untersucht wurde, werden wir in diesem Semester die räumlichen Potenziale von Ordnungsprinzipien über das Entwerfen erkunden.

Im Entwurf wollen wir ausgewählte Bauten und Projekte, die als Schlüsselwerke für verschiedene Ordnungssysteme in der Architektur gelten können, an die Teilnehmenden aufteilen und uns in einer ersten Recherche über Zeichnungen, Grafiken deren Regelwerke herausarbeiten. In einem zweiten Schritt dienen die analysierten Prinzipien als Grundlage für erste eigene Raumkonzeptionen und Entwurfsansätze. In einem dritten Schritt sollen schließlich geeignete Nutzungen für die unterschiedlichen Raumkonzeptionen gefunden und mögliche Standorte für die räumlichen Strukturen ausgelotet werden. Dabei soll die raumkonzeptionelle Auseinandersetzung vom ersten Teil des Entwurfs weitergeführt, in Frage gestellt oder transformiert werden.

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